Hochheim. Was für ein Jahresabschluss, was für ein Handballkrimi, was für ein Déjà-vu! Die HSG Linden gewinnt auswärts bei der HSG Hochheim/Wicker mit 33:32 (15:15) und verteidigt damit am letzten Spieltag des Jahres die Tabellenführung in der Oberliga Mitte. In einer hochintensiven, taktisch außergewöhnlichen und emotional aufgeladenen Partie ist es – wie schon im Vorjahr – Kapitän Niko Adamczyk, der die Lindener mit einem Treffer in der allerletzten Sekunde zum Sieg wirft.
Ein Spiel voller Wendungen, ein Gegner mit unorthodoxer Strategie und zwei Torhüter in Bestform machten den Abend zu einem der spektakulärsten Saisonhöhepunkte.
Hochheim überrascht – Linden kämpft gegen Robinson und Manndeckung an
Die Hochheim/Wicker überraschte Linden von der ersten Sekunde an mit einer komplett offensiven Manndeckung über das ganze Feld. Die Gastgeber nahmen somit gleich mehrere Lindener Schlüsselspieler konsequent aus dem Spiel – ein Mittel, das auf diesem Niveau äußerst selten gewählt wird. Diese taktische Ausrichtung zeigte sofort Wirkung. Linden fand nicht in ihren gewohnten Spielfluss, während Hochheim angefeuert vom heimischen Publikum in Führung ging. Dazu kam Torhüter Vincent Robinson, der eine erste Halbzeit für die Geschichtsbücher spielte: 17 Paraden in 30 Minuten!
So gelang der HSG Linden erst nach 14 Spielminuten der zweite Treffer – eine Situation, die es in dieser Saison noch nicht gegeben hatte. Trainer Conrad Melle brachte es nach dem Spiel auf den Punkt: „Hochheim hat von Beginn an eine komplette Manndeckung gespielt, was sehr untypisch ist. Wir haben zwar Lösungen gefunden, jedoch hat deren Torhüter Robinson nahezu jeden freien Ball gehalten. Somit hatten wir nach 14 Minuten erst zwei Treffer erzielen können, weil er in der ersten Hälfte alleine 17 Paraden hatte!“
Doch die Lindener bewiesen erneut ihre Widerstandsfähigkeit. Melle & Semmelroth stellten in der Schlussphase der ersten Halbzeit auf den siebten Feldspieler um. Eine Maßnahme, die sofort Wirkung zeigte: Über schnelle und klare Aktionen kam Linden Tor um Tor heran. Besonders Niko Adamczyk sorgte mit wichtigen Treffern für den dringend benötigten Anschluss. Mit dem Pausenstand von 15:15 blieb Linden trotz einer schweren ersten Hälfte absolut in Schlagdistanz.
Von zäh bis spektakulär – und ein kurioses Finale samt Déjà-vu!
Nach der Pause veränderte sich das Bild nur langsam. Hochheim/Wicker blieb gefährlich, spielte geduldig und nutzte seine Chancen über Silbereisen, Schäfer und Walter konsequent aus. Als die Gastgeber in der 41. Minute auf 21:17 stellten und Linden zusätzlich durch Zeitstrafen geschwächt war, hätte die Partie kippen können,
doch dann zeigte die HSG Linden, warum sie an der Tabellenspitze steht. Die 6:0-Abwehr stabilisierte sich massiv, hinter ihr überzeugte Moutopoulos mit wichtigen Paraden. Im Angriff übernahmen nun die Außen um Moritz Ebert und Spielmacher Patrick Piesch das Kommando. Mit einem 7:1-Lauf drehte Linden die Partie – aus einem 20:23 wurde eine 27:24-Führung (50. Minute). Die Hochheimer zeigten jedoch Moral und kamen durch Silbereisen und Schäfer erneut zurück. 32:31 führte Linden, ehe die Gastgeber 7 Sekunden vor dem Ende tatsächlich den Ausgleich erzielten.
Was dann folgte, ist bereits Vereinsgeschichte – zum zweiten Jahr in Folge:
„Wie im letzten Jahr erzielt Hochheim 7 Sekunden vor Schluss den Ausgleich. Wie letztes Jahr nehmen wir direkt eine Auszeit und wie letztes Jahr sage ich das exakt selbe Konzept an … Und genau wie letztes Jahr funktioniert das identische Konzept und Niko trifft kurz vor der Sirene von Linksaußen. Absoluter Wahnsinn!!!“ Ein identischer Spielzug, ein identischer Torschütze, ein identischer Siegtreffer – Niko Adamczyk traf erneut eiskalt Sekunden vor der Sirene und sicherte der HSG Linden den 10. Saisonsieg.
HSG Linden krönt sich zum Herbstmeister
Mit diesem Sieg beendet die HSG Linden das Jahr 2025 als Tabellenführer der Oberliga Mitte – punktgleich mit der HSG Dotzheim/Schierstein (20:4 Punkte), jedoch mit dem besseren Torverhältnis (+92!) und darf sich somit Herbstmeister der Oberliga Mitte rufen. Die Mannschaft hat eindrucksvoll bewiesen, dass sie auch extrem unkonventionellen Gegnern, schwierigen Spielverläufen und emotionalen Ausnahmesituationen gewachsen ist. Die HSG Linden geht nun in die Winterpause und startet am 17. Januar 2026 um 19:30 Uhr in der Stadthalle Linden mit einem Heimspiel gegen die Mannen von der Eintracht aus Wiesbaden in das neue Jahr.
Spielstatistik
Beste Torschützen HSG Hochheim/Wicker: Jan Silbereisen – 7 Tore, Paul Schäfer – 4 Tore (2/4 Siebenmeter), Tim Walter – 4 Tore, Ben Krummeck – 4 Tore
Beste Torschützen HSG Linden:, Nikolas Adamczyk – 6 Tore (1/2 Siebenmeter), Patrick Piesch – 6 Tore, Luca Weimer – 6 Tore (3/4 Siebenmeter), Moritz Ebert – 5 Tore, Torben Werner – 3 Tore.
Zeitstrafen:
- Hochheim/Wicker: 1
- HSG Linden: 5
Siebenmeter:
- Hochheim/Wicker: 4 Versuche – 2 Tore
- HSG Linden: 7 Versuche – 4 Tore












